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Pilotstudie zur Morphologie direkter und indirekter Rippenbrüche

Präsentation/Vortrag - 03.08.2017

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Zitation
Kissling S, Margelisch M, Blum S, Hausmann R (2017). Pilotstudie zur Morphologie direkter und indirekter Rippenbrüche. Präsentiert bei: 26. Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (Region Süd), Freiburg im Breisgau
Art
Präsentation/Vortrag (Deutsch)
Name der Veranstaltung
26. Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (Region Süd) (Freiburg im Breisgau)
Veröffentlichungsdatum
03.08.2017
Kurzbeschreibung/Zielsetzung

Einleitung und Fragestellung. Rippenbrüche kommen im rechtsmedizinischen
Obduktionsgut häufig vor. Die Unterscheidung zwischen direktem
und indirektem Verletzungsmechanismus stellt eine wichtige Grundlage
bei der Rekonstruktion von traumatischen Ereignissen dar. Die Beurteilung
stützt sich dabei im Wesentlichen auf die Frakturlokalisation und allfällige
Begleitverletzungen. Bezüglich der Bruchmorphologie finden sich
in der Literatur dagegen nur wenige Informationen. In der vorliegenden
Pilotstudie sollte daher der Frage nachgegangen werden, ob anhand des
Bruchmusters Rückschlüsse auf die Art der einwirkenden Kraft und damit
auf den Verletzungsmechanismus möglich sind.
Material und Methoden. 6 Todesfälle mit gesichertem direktem Thoraxtrauma
wurden mit einer Kontrollgruppe (n = 8) verglichen. Sämtliche
Fälle wiesen anterolaterale Rippenbrüche (n = 41) auf; inkomplette Brüche
und Splitterbrüche wurden nicht berücksichtigt. Die Frakturbereiche
wurden jeweils präpariert und mehrere Tage in einer Mazerationslösung
(20 g Enzyrim OSA, 5 g Supralan UF, 5 g Supralan 67 auf 1 l Wasser) bei 50
°C inkubiert, gewaschen und mit H2O2 (10 %) für 12 h gebleicht. Es wurden
drei Bruchmuster voneinander unterschieden und sämtliche Rippenfragmente
entsprechend zugeordnet. Darüber hinaus wurde der Versatz
der Bruchenden (Außen- und Innenseite in Transversalebene) zueinander
vermessen. Die visuelle Auswertung und Vermessung der Bruchkanten
erfolgte durch zwei Ärzte unabhängig voneinander. Die Befunde wurden
fotografisch dokumentiert und statistisch ausgewertet.
Ergebnisse. In unserer Studie zeigten direkte Rippenbrüche häufig einen
Bruchverlauf ohne Versatz der Bruchkanten (83,3 %), während bei indirekten
Rippenbrüchen ein schräger Bruchverlauf überwog (62,5 %). Zieht
man den Versatz der Bruchenden als Kriterium zur Unterscheidung direkter
und indirekter Brüche heran, so besitzt diese Methode bei einem
Cut-off von > 4 mm in unseren Fällen eine Sensitivität von 78,3 % und eine
Spezifität von 83,3 %.
Diskussion und Fazit. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass abhängig von
Kraftrichtung und einwirkender Fläche unterschiedliche, jeweils typische
Bruchmuster entstehen. Darüber hinaus ist die Quantifizierung des Versatzes
der Bruchkanten in der Transversalebene ein hilfreiches Maß bei der
Unterscheidung von direkten und indirekten Rippenbrüchen. Aufgrund
der kleinen Fallzahlen bedürfen die Ergebnisse noch einer systematischen
Überprüfung. Im Einzelfall können zahlreiche Begleitfaktoren die Interpretation
erschweren.