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Ärztlicher Dokumentationsaufwand für stationäre Patienten: Hierarchieunterschiede und Implikationen für das Personalmanagement

Konferenzpapier/Poster - 23.10.2013

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Zitation
Thanner M, Drack G, Hornung R (2013). Ärztlicher Dokumentationsaufwand für stationäre Patienten: Hierarchieunterschiede und Implikationen für das Personalmanagement.
Art
Konferenzpapier/Poster (Deutsch)
Name der Konferenz
12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung 2013 (Berlin)
Veröffentlichungsdatum
23.10.2013
Verlag
German Medical Science GMS Publishing House
Kurzbeschreibung/Zielsetzung

Hintergrund:
Die Mehrheit der Ärzte nimmt die zunehmende Verwaltungsarbeit im Krankenhaus als belastend wahr. Befürchtet wird darüber hinaus, dass gerade junge Ärzte immer stärker von administrativen Tätigkeiten beansprucht werden und deswegen alternative Berufsfelder anstreben. Dies gilt insbesondere für den ärztlichen Nachwuchs operativer Fächer, da für die Erlangung des Weiterbildungstitels ein definierter Operationskatalog vorzulegen ist. Tätigkeiten ausserhalb des Operationssaals - zudem, wenn kein unmittelbarer Patientenkontakt besteht - werden deshalb oft als besonders unattraktiv empfunden.
Die vorliegende Untersuchung wollte klären, welchen Anteil ärztliche Dokumentationsaufgaben bei der Behandlung stationärer Patienten einnehmen und ob sich dabei Unterschiede zwischen den ärztlichen Hierarchiestufen feststellen lassen.

Methodik:
Alle Ärzte der Frauenklinik eines Zentrumsspitals in der Schweiz wurden gebeten, 21 Tage lang vorab definierte Tätigkeiten eines Arbeitstages minutengenau zu dokumentieren. Die Tätigkeitskategorien des Fragebogens waren in zwei Kliniksitzungen (Teilnehmer: Mitglieder der Klinikleitung aus dem ärztlichen, pflegerischen und administrativen Bereich, Oberärzte, Assistenzarztvertreter) erarbeitet und danach einem Pretest unterzogen worden. 87% der Ärzte beteiligten sich an der Befragung. 294 Arbeitstage (255 Tage, 39 Nächte) gingen in die statistische Auswertung ein. Diese erfolgte mittels der Applikation SPSS 20.

Ergebnisse:
51% der erfassten Arbeitszeit für stationäre Fälle stellt Stationsarbeit am Patienten dar (incl. Tumorboards, Perinatalboards und Aktenstudium), 25% wird zur Dokumentation der klinischen Tätigkeit und 19% für operative Eingriffe verwendet. Gespräche mit Angehörigen (3%) und Konsiliarleistungen (2%) nehmen zeitlich eine untergeordnete Rolle ein.
Die Subgruppenanalyse ergab, dass Assistenzärzte 30% ihrer Arbeitszeit verwenden, um Dokumentationsaufgaben zu erledigen. Oberärzte müssen dafür lediglich 18% aufbringen. Während Oberärzte operativen Eingriffen 33% der Arbeitszeit widmen, trifft dies für Assistenzärzte nur mit 13 % zu. Die Unterschiede sind jeweils signifikant (p=0,001; Mann-Whitney-Test).

Diskussion/Schlussfolgerung:
Insbesondere für Assistenzärzte lässt sich ein ungünstiges Verhältnis von Dokumentations- zu Operationszeit feststellen. Dies stellt ein Risiko für die Arbeitszufriedenheit des ärztlichen Nachwuchses dar. Zudem besteht die Gefahr, dass aufgrund der beschriebenen Unterschiede zwischen den Hierarchiestufen die wahre Belastung der Assistenzärzte durch deren Vorgesetzte unterschätzt wird. Unabhängig von vermuteten Effizienzreserven birgt ein hoher Dokumentationsanteil dadurch zusätzliches Konfliktpotential im Personalmanagement.
Limitierend wirkt, dass die vorliegende Analyse auf einer Selbsteinschätzung der teilnehmenden Ärzte basiert. Dadurch könnten als unangenehm empfundene Tätigkeiten, wie z. B. die Dokumentation, unbewusst oder absichtlich in ihrem zeitlichen Ausmass überschätzt worden sein.