Publikation

Postoperative Wundinfekte nach dorsaler (thorako-)lumbaler Spondylodese: Analyse von 172 Patienten

Präsentation/Vortrag - 09.12.2020

Bereiche
Kontakt

Zitation
Hickmann A (2020). Postoperative Wundinfekte nach dorsaler (thorako-)lumbaler Spondylodese: Analyse von 172 Patienten. Präsentiert bei: 15. Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie, online
Art
Präsentation/Vortrag (Deutsch)
Name der Veranstaltung
15. Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie (online)
Veröffentlichungsdatum
09.12.2020
Kurzbeschreibung/Zielsetzung

Einleitung:
Postoperative Wundinfekte (PWI) nach dorsalen, spinalen Spondylodesen stellen eine Herausforderung für Patienten, Behandler und das Gesundheitssystem dar. Die Datenlage zur bestmöglichen Therapie ist unzureichend und insbesondere Informationen zur Notwendigkeit des Materialwechsels sind widersprüchlich. Daher haben wir retrospektiv die Therapie und das Outcome dieser Patienten in unserer Klinik untersucht.

Material / Methode:
Die lokalen Datenbanken mit prospektiv erhobenen Daten wurden retrospektiv nach geeigneten Patienten durchsucht (01/2008 – 06/2018). Informationen zu Geschlecht, Alter, BMI, Raucherstatus, Anamnese, Operationen (Dauer, lokale Antibiose, Debridement & Implantaterhalt (DAIR), partieller (- Cage) oder kompletter (+ Cage) Materialwechsel/-entfernung), Pathogene, antimikrobielle Therapie und Outcome wurden aus den Akten erhoben. Das infektiologische Ergebnis wurde 1 Jahr nach Revision (FU) beurteilt (geheilt = keine Revision, keine Infektzeichen; chirurgisches Versagen (cV) = Revision ohne Infekt; Rückfall = Revision bei Infekt mit gleichem Pathogen, Neuinfektion = Revision, neues Pathogen; genesen = geheilt & cV). Patientenbezogene Endpunkte (PRO) wurden mit dem Core Outcome Measure Index (COMI) erfasst (Schmerzen auf Visueller Analog Skala, Funktionalität, Zufriedenheit, Lebensqualität, Behinderung).

Ergebnisse:
172 Patienten (31,8% männlich; 65.3±12.8 J; BMI 29.3±5.6 kg.m-2, 23.0% Raucher) wurden bei 178 PWIs 214-mal revidiert. Die mediane Zeit zwischen Ersteingriff und Revision betrug 23d (7d-11J). Bei 65% (139/214) bestand eine subfasziale Infektion. Die häufigsten Pathogene waren Staphylococcus epidermidis (n=80, 37.4%) und Staphylococcus aureus (n=56, 26,2%); n=28 polymikrobiell). DAIR wurde bei 136/214 (63.6%) Operationen, partieller Austausch gelockerter Implantate in 61/214 (28.5%), und kompletter Materialwechsel in 14/214 (28.5%) durchgeführt; fehlend n=3 (1.4%). Multiple Revisionen (bis n=4) waren in 29/178 Fällen nötig (16.3%). Postoperativ erfolgte eine intravenöse und orale Antibiose für 10-12 Wochen.
Für 136 PWIs lagen Verlaufskontrollen ≥1J vor, davon waren 113 (83.1%) infektiologisch genesen. Ein Rückfall trat bei n=9 auf (6.6%). 2 Patienten verstarben als Folge der Infektion (1.4%). Der COMI-Wert war rückläufig von 8.2±1.5 vor Behandlung auf 4.8±2.9 nach 1J (p<0.001). Schmerzen waren regredient (axial: 6.7±2.3 vs. 3.7±2.8, radikulär: 5.8±3.3 vs. 3.1±2.8, p < 0.001). 93.3% der Patienten mit einem vollständigen COMI (n=112/120) waren mit der Behandlung zufrieden.

Diskussion:
Mehrheitlich können Patienten mit postoperativen Wundinfektion nach (thorako-)lumbaler Spondylodese erfolgreich mit einer kombinierten operativen und medikamentösen Therapie behandelt werden. Ein Implantaterhalt war in der Mehrzahl der Fälle möglich. Vereinzelt sind multiple Revisionen nötig. PROs sind zufriedenstellend. Diese Ergebnisse können bei der Patientenberatung und Festlegung von Behandlungsalgorithmen hilfreich sein.