Projekt

Neurochirurgische Behandlung von Neurovaskuläre Konflikte

Automatisch geschlossen · 2012 bis 2013

Art
Klinische Forschung
Reichweite
Monozentrisch am KSSG
Bereiche
Status
Automatisch geschlossen
Start
2012
Ende
2013
Finanzierungsart
Eigenfinanzierung
Studiendesign
Retrospektive, descriptive Studie, anhand der Akten und Bildgebung von etwa 200 Patienten die im KSSG zwischen 2001 und 2012 behandelt wurden.
Schlagwörter (Tags)
Trigeminusneuralgie, Spasmus Hemifacialis, nervus trigeminus, nervus facialis, nervus glossopharyngeus, mikrovaskuläre Dekompression, Glycerolinfiltration
Weitere Informationen
Eine Sonderbewilligung wurde bei der BAG eingereicht.
Kurzbeschreibung/Zielsetzung

Wenn ein Hirnnerv durch ein Gefäss komprimiert oder irritiert wird und damit eine Reizung des Hirnnervs mit entsprechender Klinik verursacht wird, spricht man von einem neurovaskulären Konflikt. Die Symptome können von Zuckungen bis hin zu stärksten neuropathischen Schmerzen reichen.
Die Trigeminus Neuralgie (TN) ist der allgemein bekannteste und häufigste neurovaskuläre Konflikt mit einer Inzidenz von 4.3 Betroffenen pro 100.000 Einwohner und tritt etwas häufiger bei Frauen auf (Katusic et al., 1990). Die Schmerzen können sehr beeinträchtigend und ausgeprägt sein, dass manche Patienten sogar Selbstmordversuche begehen. Gemäss der International Headache Society (Haedache classification, subcommitee 2004) werden zwei Phänotypen unterschieden: Typ 1 ist als typische / klassische TN und Typ 2 als atypische TN definiert. Typ 1 ist durch intermittierende, blitzartige, einseitig auftretende, kurze Schmerzepisoden gekennzeichnet. Typ 2 ist durch einen konstanten, brennenden, juckenden, klopfenden Schmerz gekennzeichnet. TN. Hierzu wird postuliert, dass Type 1 ein besseres Langzeit-Outcome von 76%iger versus 56%iger Schmerzfreiheit bei Type 2 hat (Sarsam et al., 2010).
Die häufigste Ursache der TN Typ 1 ist eine Kompression/Irritation des 5. Hirnnervs (Nervus trigeminus; Janetta 1967). Die Abklärung zur Detektion eines neurovaskulären Konfliktes oder einer anderen Kompression erfolgt durch ein Kernspinntomogram des Neurocraniums. Letzeres hat eine Sensitivität von 96% und Spezifizität von 100% bezüglich der prä-operativen Erkennung eines neurovaskulären Konfliktes (Leal et al., 2010). Allerdings zeigen aktuelle Daten, dass eine MVD auch bei fehlendem radiologischem Nachweis eines neurovaskulären Konflikts einen positiven Effekt erzielt (Revuelta-Gutierrez et al., 2012). Selten gibt es eine andere Ätiologie, wobei die Nervenreizung nicht durch einen Gefässkonflikt sondern auf Grund von Plaque im Rahmen einer Multiplen Sklerose oder durch Tumoren verursacht wird (Montano et al., 2012).
Die initiale Therapie einer TN Typ 1 ist zunächst medikamentös mittels Analgetika und Antiepileptica. Hiermit erreicht jedoch nur 50-69% der Patienten eine ausreichende Reduktion der Schmerzen (Lemos et al., 2011). Darüber hinaus haben Medikamente unerwünschte Nebenwirkungen. Carbamazepin z.B. verursacht sehr häufig Leukopenie (11%), Schwindel (10-50%), Ataxie (50%) und weitere häufige bis seltene Nebenwirkungen (Arzneimittel-Kompendium der Schweiz 2011). Für Patienten bei denen die medikamentöse Therapie erfolglos ist, können invasive Massnahmen in Betracht gezogen werden. Dabei hat die mikrovaskuläre Dekompression (MVD) durch eine retrosigmoidale Kraniotomie die beste Langzeit Erfolgsrate, jedoch auch perioperative Risiken. Hierzu steht vor allem ein unerwünschter Sensibilitätsverlust im Bereich der Gesichtshaut im Vordergrund (Cheshire, 2007). Die Mortalität bleibt bei Patienten unter 65 Jahren mit 0.13% gering (Rughani, 2011). Etwa 70-91% der Patienten haben gar keine Schmerzen mehr nach der MVD, die Rezidivrate liegt etwa bei 1-3.5% (Barker et al., 1996, Sarsam et al., 2010). Für Patienten, die aufgrund erhöhter Comorbidität nicht narkosefähig sind, ist die perkutane Glycerol Infiltration eine Alternative zur MVD. Dieser Eingriff hat geringere Risiken als eine MVD, dazu aber eine niedrigere Erfolgsrate von 66% Schmerzfreiheit. Die Infiltration muss daher häufig wiederholt werden und erzielt dann, nach einer Wiederholung der Prozedur eine 79%ige Schmerzfreiheit (Bender et al., 2012). Auch der 7. und 9. Hirnnerv (Nervus facialis und Nervus glossopharyngeus) können durch neurovaskuläre Konflikte betroffen sein. Die dadurch ausgelösten Syndrome sind resp. Zuckungen des Gesichtes und Schmerzen beim Schlucken.
Von 2001 bis 2012 wurden 130 Patienten aufgrund neurovaskulär Konflikte in unserer Klinik behandelt. Hierzu stehen folgende Themen im Focus des Interesses.
Hauptfragestellungen:
1. Korrelation Phänotyp TN und Outcome
2. Identifikation prognostischer Faktoren
3. Rezidivrate der Symptome
4. Korrelation Dauer der Beschwerden bis Therapie und Outcome
5. Korrelation radiologischen Nachweis eines neurovaskulären Konflikts und intraoperativen Befund