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Rolle vaskulärer Risikofaktoren für die Entstehung und Progression der Alzheimer-Demenz
Influence of Vascular Risk Factors on Cause and Progression of Alzheimer’s Disease
Wissenschaftlicher Artikel/Review - 14.06.2016
Felbecker Ansgar, Tettenborn Barbara
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Kurzbeschreibung/Zielsetzung
Vaskuläre Risikofaktoren spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Progression von Demenzerkrankungen. Nicht nur bei der vaskulären Demenz, wo der Zusammenhang naheliegend zu sein scheint, sondern insbesondere auch bei der Demenz vom Alzheimer Typ können vaskuläre Risikofaktoren dazu beitragen, dass eine Demenz früher und stärker auftritt als bei Personen ohne Risikofaktoren. Grundlage für diese Erkenntnis sind vor allem große Kohortenstudien, welche die Bedeutung von vaskulären Risikofaktoren nicht nur für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Tumorerkrankungen sondern eben auch für die Entstehung von Demenzen in den letzten Jahren gezeigt haben. Aus Autopsiestudien ist zwar schon lange bekannt, dass es eine enge Verknüpfung von Alzheimerpathologie und vaskulärer Pathologie in Gehirnen von Demenzpatienten gibt, kausale Aussagen sind aber wegen der hohen Prävalenz auch bei asymptomatischen Personen schwierig. Verschiedene Risikofaktoren sind neben genetischen Faktoren und möglichen Umweltfaktoren als synergistische Faktoren in der Demenzentstehung anzusehen. Sie entscheiden in der Summe darüber, ob, wann und mit welch rascher Progredienz eine Demenz auftritt. Als wichtigste nicht modifizierbare Risikofaktoren sind das Alter und eine genetische Prädisposition wie der Apolipoprotein-E-Genotyp zu nennen. Demgegenüber stehen modifizierbare vaskuläre Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Hypercholesterinämie, Rauchen, Diabetes mellitus und ein Lebensstil ohne ausreichende körperliche Aktivität. Aktuelle Daten aus großen Interventionsstudien zeigen, dass das Konzept eines multimodalen Ansatzes mit konsequenter Behandlung möglichst aller modifizierbaren Risikofaktoren durchaus Erfolge zeigen kann. Dabei zielen die aktuellen Studien sogar auf relativ späte Interventionszeitpunkte, welche schneller messbare Ergebnisse versprechen. Es bleibt zum gegenwärtigen Zeitpunkt Spekulation, ob die Effekte nicht noch viel größer wären, wenn die Intervention bereits viel früher im Leben ansetzen würde. Immerhin ist bekannt, dass bspw. Bluthochdruck und fehlende körperliche Aktivität bereits im mittleren Lebensalter einen Risikofaktor für die spätere Entwicklung einer Demenz darstellen. In diese Richtung könnten Daten aus aktuellen großen epidemiologischen europäischen Studien interpretiert werden, die eine leichte Reduktion der Demenzprävalenz in modernen Kohorten zeigen. Sie sind möglicherweise ein Hinweis darauf, dass einige der bereits in breiten Patientengruppen umgesetzten Maßnahmen wie eine bessere Blutdruckeinstellung und eine Reduktion des Raucheranteils in der Bevölkerung erste Effekte in der Demenzprävention zeigen. Den modifizierbaren Risikofaktoren kommt in der heutigen Zeit eine besonders große Bedeutung in der Prävention und möglicherweise auch Behandlung von Demenzerkrankungen zu, da effektive kausale Therapien bei praktisch allen Demenzerkrankungen noch fehlen. Wenn es gelingen würde, die Prävalenz der modifizierbaren Risikofaktoren auf Bevölkerungsebene zu reduzieren, würde dies eine erhebliche Reduktion der Demenzprävalenz bedeuten. Die so mit relativ einfachen Maßnahmen realistisch erreichbare Reduktion von Demenzerkrankungen hätte nicht nur medizinisch, sondern auch gesellschaftlich und ökonomisch eine große Bedeutung. So lange keine effektive Therapie von Demenzerkrankungen vorliegt, sollten wir zumindest alles daran setzen, die bereits bekannten Möglichkeiten zur Reduktion der Demenzfälle besser auszuschöpfen.