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Emotionale Störungen in der Neurologischen Frührehabilitation
Presentation - Dec 16, 2023
Schmidt Roger, Schmid Dagmar
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Den Krankheits- und Rehabilitationsverlauf beeinflussende emotionale Störungen sind in der neurologischen Frührehabilitation häufig. Allein schon die hohe Komorbidität psychischer und psychosomatischer Störungen bei neurologischen Erkrankungen verweist auf die Notwendigkeit, entsprechende diagnostische und therapeutische Ressourcen bereit zu halten. Das gilt mit Blick auf frührehabilitativ Behandelte noch einmal mehr, ist deren unmittelbare Krankheitsvorgeschichte doch meist von per se erheblichen, psychisch aber auch somatisch belastenden Erfahrungen gekennzeichnet. Eine wesentliche Rolle spielen Verlauf und Dauer der intensivmedizinischen Behandlung, und v.a Erfahrungen von überwältigender Angst und hilfloser Preisgabe – als unmittelbare Folge der neurologischen Beeinträchtigungen und ggfs. daraus resultierender Behandlungsmassnahmen, aber auch als Ausdruck des etwa im Rahmen eines Delirs oder Oneiroids Erlebten. Naturgemäss wirken sich alle Belastungen umso schwerer aus, je stärker die persönlichen Bewältigungsressourcen (hirn-) organisch eingeschränkt sind. Je schwerer die funktionellen Beeinträchtigungen und der damit verbundene psychophysische Stress, umso entscheidender ist die Schaffung eines hirnfreundlichen (Meyfroidt u. Smith 2019), die funktionellen Anforderungen an das ZNS möglichst gering und auch psychisch haltgebenden Behandlungskontextes. Klinisch gilt es zu beachten, dass der kranke Körper, die Behinderungen und Beschwerden leicht zum wesentlichen Ausdrucksmedium von Erlebtem, Gedanken, Gefühlen und Befindlichkeiten werden können, und insofern mit mehrdeutigen, kriteriologisch nicht recht zu fassenden klinischen Bildern zu rechnen ist. Über die unverzichtbaren fachspezifischen psychiatrischen und psychosomatischen Massnahmen hinaus, ist von Seiten aller beteiligten Fachdisziplinen ein klinisches Vorgehen erforderlich, das das eigene klinische Handeln für einen Beitrag zur Prävention und Therapie emotionaler Störungen nutzt. Hilfreich sind insbesondere alle kommunikativen Strategien und komplementäre wie körperbezogene therapeutische Interventionen, die Isolation, Einsamkeit und Ohnmachtserleben des im Geschehen gefangenen Kranken mindern. Und jede Chance nutzen, Halt und Zuversicht zu vermitteln, explizit, aber auch implizit, in jeder Begegnung mit dem kranken Menschen, bei jeder pflegerischen, medizinischen oder therapeutischen Intervention. Eine aktive Integration der erforderlichen Behandlungsmassnahmen in ein interdisziplinär abgestimmtes, in sich stimmiges, integriertes Vorgehen eröffnet dabei übergreifend einen geradezu störungsspezifischen Ansatz der Therapie emotionaler Störungen bei neurologisch Erkrankten.