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Einfluss körperlicher Aktivität auf kognitive Fähigkeiten bei der Multiplen Sklerose
Journal Paper/Review - Oct 16, 2013
Felbecker Ansgar, Reimers Carlo D., Tettenborn Barbara
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Brief description/objective
Der Einfluss regelmäßiger körperlicher Aktivität auf kognitive Leistungen gewinnt wegen der
zunehmenden Häufigkeit von Demenzerkrankungen immer mehr an Interesse. Während im
Bereich der neurodegenerativen und vaskulären Demenzen inzwischen zahlreiche Forschungsarbeiten
zu diesem Thema vorliegen, sind die Auswirkungen körperlicher Aktivität auf die
Kognition bei anderen chronischen neurologischen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose
vergleichsweise wenig erforscht. Insbesondere zu langfristigen Effekten und dem Risiko, später
im Verlauf der Erkrankung eine Demenz zu entwickeln, besteht noch Forschungsbedarf.
In der vorliegenden Literaturübersicht wird der Frage nachgegangen, ob und gegebenenfalls
welchen Einfluss körperliche Aktivität kurz- oder langfristig auf kognitive Leistungen hat. Grundlage
dieser Übersichtsarbeit sind Metaanalysen prospektiver Kohortenstudien zur Entwicklung
kognitiver Defizite mit und ohne regelmäßige körperliche Aktivität bei älteren Personen, welche
kürzlich publiziert wurden [57]. Die Studienlage zu spezifischen Effekten durch Sport auf die
Kognition bei der Multiplen Sklerose ist noch zu wenig weit entwickelt, als dass eine systematische
Metaanalyse sinnvoll wäre. Wir werden dennoch in der vorliegenden Arbeit die aktuelle
Studienlage zu diesem Thema darstellen und Analogien zu den besser untersuchten neurodegenerativen
Demenzen darstellen.
In den zitierten Metaanalysen zeigt sich, dass körperliche Aktivität sowohl kurz- als auch
langfristig
einen positiven Einfluss auf kognitive Funktionen ausüben kann, wobei der Effekt
bei bereits bestehenden kognitiven Einschränkungen geringer ausfällt. Es lässt sich zeigen, dass
regelmäßige körperliche Aktivität – in der Regel im aeroben Bereich – das Risiko eines Abbaus
kognitiver Leistungsfähigkeit bei älteren Personen um etwa 25 % (undifferenzierte Demenzen),
37 % (Demenz vom Alzheimer-Typ) und 46 % (leichtes kognitives Defizit) reduzieren kann. Hierin
besteht – neben zahlreichen anderen gesundheitsfördernden Effekten – eine weitere Grundlage
für den Sinn regelmäßiger sportlicher Aktivität.
Die vorhandene Studienlage liefert zumindest keinen Grund, an der Annahme zu zweifeln, dass
diese Ergebnisse auch für Patienten mit einer Multiplen Sklerose zutreffen. Gestützt wird diese
Argumentation durch experimentelle Studien, die vor allem kurzfristige Effekte von Sport auf die
Kognition belegen. Um jedoch eine Aussage zu langfristigen Effekten auf die Kognition in diesem
Patientenkollektiv treffen zu können, sind groß angelegte kontrollierte Studien notwendig. Der
Bedarf hierfür ist offensichtlich, denn mangels effektiver therapeutischer Optionen zur Behandlung
kognitiver Defizite käme einer Prävention große Bedeutung zu.